Lockdown: Zen mit der Natur

Es ist schon erstaunlich und zuweilen auch recht mühsam jeden Tag den Lockdown neu zu erleben. Weiß nicht wie sich das auf das Wohlbefinden des Einzelnen ausschlägt und was für Konsequenzen das für die Gesellschaft hat, aber für mich ist es mega Kräfte zerrend. Ich muss mir immer wieder etwas neues einfallen lassen oder wohlempfundene Muster stets aufs neue wiederholen, um nicht zu verkümmern. Bin da sehr kreativ und die Resonanz ist enorm.

Eine Form ist dabei die Wiederkehr zur Natur und dem bewussten Erleben der Dinge. Die andere der Einklang mit der Natur: Ich als Individuum, oder vielmehr als Mensch im Sein mit der Natur. Ist jetzt nicht mega hip aber zum Lockdown doch recht neu für mich.

Ich habe keine Ahnung wie es euch geht, aber wenn ich einen „walk“ mache, dann schaue ich viel mehr als sonst auf meine Umwelt, auf die Pflanzen und Tiere, die Sonneneinstrahlung und den Tanz der Insekten um diese. Klingt poetisch aber das ist mir heute erst passiert. Ich stand da und hab den Mücken – oder was auch immer das für „Flieger“ waren – beim Tanz um die Lichtstrahlen beobachtet. Ich hab die Laubblätter betrachtet wie sie da lagen, in gelb und schwarz, lebendig und Tod zugleich, als Teppich über dem matschigen Boden, bereit zu verwesen oder als Nährboden für andere Organismen unter ihr. 

Wisst ihr was ich meine? Ich spinne rum, weil ich plötzlich meiner Umwelt bewusst werde und regelrecht in das eine oder andere versinke. Das ist jetzt nicht besonders kreativ oder dergleichen. Und überhaupt, als Kind hat man das fasst jeden Tag gemacht. Aber hey, ich hab das vor dem Lockdown ganz selten gemacht, irgendwie voll vergessen als Erwachsener 🤷🏻‍♂️



Lockdown du Fuchs

Warum das so ist? Nun ja, ich habe nahezu zu keinem Menschen Kontakt. Also bleibt mir „nur“ die Natur. Und ich sag euch eins: Mega geile Sache. Es zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht und es beschäftigt mich so sehr, dass ich Dinge google und mich immer mehr damit beschäftige.

Wusstet ihr z.B. dass Bäume ihre Blätter im Winter deshalb verlieren, weil sie sich vor Wassermangel schützen wollen? Da Blätter im Allgemeinen dazu neigen Wasser zu verdunsten, entscheidet der Baum die Wasserzufuhr zum Blattstiel zu kappen. Nicht einfach so.

Nein, um im Winter genügend Wasser zum Überleben zu haben. Es ist also ein Schutzmechanismus bzw. eine Art Kosten-Nutzen-Rechnung. Im Sommer wird der Wasserhahn wieder aufgedreht und die Blätter fangen wieder an Nährstoffe zu produzieren. Im Winter allerdings wird es knapp mit der Feuchtigkeit und es wird dicht gemacht. Dumm ist nur, dass wenn die Blätter abfallen der bis dahin gespeicherte CO2 darin wieder freigesetzt wird. Aber der Baum kann natürlich nicht wissen, dass wir Menschen ein Problem mit unserem CO2-Ausstoß haben. Nun ja, irgendwie ist dieser Lockdown ein Fuchs. Es macht Dinge mit mir, einfach nur cool 😎

An solchen Tagen empfinde ich mich als einen neuen Menschen, geboren um mich mit der Natur aufs Neue zu „connecten“. Klar, es ist natürlich absoluter Hohn, wenn man mit all dem Plastik und seinem „zivilisiertem Sein“ meint, man sei Eins mit der Natur. Schließlich haben wir Menschen alles dafür getan, um uns von der Erde zu emanzipieren, alleine auf die Reise zu gehen und die Natur bestenfalls als Rohstoff zu betrachten. Weil wir dachten, dass das der einzige Weg sei, um alle Herausforderungen im Leben zu meistern. Wir sind besser und anders als alles andere auf der Erde, die Schöpfung aller und allem, so die Denke jedenfalls.



Doch dass ist ein Druckschluss, zumindest habe ich das zum Lockdown des Öfteren festgestellt. Da nicht mehr viel übrig bleibt und man sich kaum noch sieht merke ich wie andere Organismen mich in ihr Bann ziehen. Als würden sie mir verraten wollen, dass der Mensch zu diesem Kreis gehört und nicht abgeschnitten davon sein kann. Intuitiv nehme ich das an und gebe mich dem hin, denn wir sind Eins. Das ist Zen.

lockdown

Bin gespannt was der Lockdown noch so bereit hält. Bisher ist es ein zweischneidiges Schwert: Die Einsamkeit und die Entdeckung andere Organismen auf eine Art und Weise die ich so nur als Kind kannte. Hoffe das bleibt so.


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Sinan

Ich könnte einen Roman über mich schreiben. Vielleicht tue ich das auch irgendwann. Jetzt aber nicht.

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